Ho-Chi-Minh-Stadt oder Saigon
Freitag der 18.11.2022
Ich bin heute in Ho-Chi-Minh-Stadt angekommen. Was für ein Name. Saigon klingt schöner. Ich habe 1996 das Musical „Miss Saigon“ in London gesehen. Das Anstehen bei der Passkontrolle, also die Einreise hat ewig gedauert und es ist inzwischen 21 Uhr. Geld aus dem Automaten gezogen. Die Geldbeträge erinnern an Inflation. 100 Euro sind 2580000 Vitamesische Dongs. Dann habe ich mir ein Taxi zum Hotel genommen. Es kostet 240000 Dongs, also knapp 10 Euro.
Mein Zimmer ist im 9. Stock, einfach ausgestattet, Fenster schmutzig und unterm Fenster brummen leise die Lüftungsmotoren. Es bietet Ausblick über die Stadt zu zwei Seiten, weil es sich um ein Eckzimmer handelt. Ich denke, es ist okay für Saigon. Das Zimmer ist nicht zur Hauptstraße raus, sondern zur Nebenstraße und der Straßenlärm ist okay.
Samstag der 19.11.2022
Das Frühstück ist nicht gut. Es sollte doch eigentlich zu den Grundkompetenzen eines Hotels gehören, vernünftigen Kaffee zu kochen und mehr als nur einen Toaster im Frühstückssaal aufzustellen. Mein Rührei enthielt auch Eierschale. Da ist noch Potential nach oben.
Erster Tag in einer neuen Stadt, den beginne ich meist ganz simpel. Spaziergang ins Zentrum und ersten Überblick verschaffen. An dieser Stelle sei lobend erwähnt, das Hotel liegt zentral! Das gleicht den schlechten Kaffee aus.
Stichwörter: Verkehrschaos, Gehupe, soviele Motorbikes! Menschen sitzen und kochen am Straßenrand.
Spaziergang durchs Zentrum, große Runde: Postamt, Notre Dame, Wiedervereinigungspalast, Weiterspaziergang am Fluss, dann vorbei am Zoo und History Museum, alles ohne wifi, ging früher ja auch, nur leider stimmt der Straßenplanausschnitt vom Hotel nicht mit Realität überein, ich in ein Cafe, Englisch ist in Vietnam noch nicht weit verbreitet, ich versuche es mit ganz simplen Sätzen. „I am lost. I need a toilet. I am thirsty. I need wifi“. Die meisten Restaurants und Cafes haben wifi so auch dieses. Tatsächlich habe ich den Fehler im Stadtplan gefunden. Die Straße ist im Stadtplan falsch benannt. Mit meinem Orientierungssinn war ich nicht mehr weit vom Hotel entfernt.
Sonntag, den 20.11.2022
Am zweiten Tag entscheide ich, was ich mir anschauen möchte. Die Entscheidung fällt auf Wiedervereinigungspalast. Das war eine sehr gute Wahl! Der Palast ist der Hammer! Die haben sogar deutschen Audioguide. Drei Stunden tolle Architektur aus den 1960er Jahren (der Palast wurde neu aufgebaut), Zimmer und Möbliar fantastisch und Audiovorträge zum Vietnamkrieg aus Südvietnamesischer Sicht. Der Palast war 20 Jahre Regierungssitz, Repräsentationssitz und Wohnsitz des Präsidenten und des Vizepräsidenten von Südvietnam.
Während ich im Museumscafe eine Fischsuppe esse, lese ich im Internet weiter über die vietnamesische Geschichte. Dieses Gesicht des alten Mannes ist auf allen Geldscheinen und ein großes Bild hängt im Postamt. Das ist Ho Chi Minh, kommunistischer Premierminister und Präsident in Nordvietnam ab 1945 und um die 20 Jahre lang. Südvietnam, von den Amerikanern unterstützt, hat den Krieg verloren. 1975 wurden Nord- und Südvietnam wiedervereinigt und Saigon in Ho Chi Minh Stadt umbenannt. Wie würde es wohl ankommen, wenn wir in Deutschland 1990 Leipzig in Helmut Kohl Stadt umbenannt hätten?
Anschließend Fortsetzung Innenstadtstraßen ablaufen. Wow da kommt das Rathaus im Kolonialstil und die Prachtstraße Nguyen Hue, die führt fast bis zum Fluss. Zurück laufe ich parallel die Dong Khoi, vorbei am Opera House. Jetzt aber beeilen.
18.00 Uhr Treffen der Gruppenreise in der Hotellobby. Alles prima. Kleine Gruppe, international, mein Alter. Ein englisches Paar aus Oxford, ein Schweitzer, ein australisches Paar aus Melbourne, ich und dann noch der vietnamesische Reiseleiter. Infos bekommen und dann gemeinsames Abendessen im Zentrum.
Montag, den 21.11.2022
8.00 Uhr Abfahrt und 90-minütige Minibusfahrt zu den Cu Chi Tunnels. Heute ganz trauriges Thema. Es geht um den Vietnamkrieg. In den Tunnels haben sich die Guerillas, also die Revolutionäre, die die mit den Nordvietnamesen sympathisierten, vor den Amerikanern versteckt. Am Nachmittag haben wir das War Remnants Museum in Ho Chi Minh Stadt besucht. Überwiegend Fotoausstellung zum Vietnamkrieg. Im Erdgeschoss ging es um die weltweiten Proteste gegen die Einmischung der USA. Im 1. Stock um die Greueltaten der Amerikaner und den Einsatz von Agent Orange. Agent Orange ist ein Herbizid, als Entlaubungsmittel benutzt, welches mit Dioxin verunreinigt ist. Es war nur schrecklich. Fotos über Fotos geschädigter Menschenkörper durch das Gift, unvorstellbare Missbildungen an Kindern. Im 2. Stock ging es, sie nannten es, um die Wahrheit. Der Kommunist Ho Chi Minh wurde als der Befreier dargestellt und die Amerikaner als die habgierige Weltmacht, die überall Einfluss nehmen will und denen es nicht gefiel, dass die franzözischen Kolonisten nach den verlorenen Unabhähgigkeitskrieg abzogen. Diesen 8 Jahre andauernden Unabhängigkeitskrieg (1946 – 1954) hatte Vietnam schließlich noch vor dem 20 jährigen Vietnamkrieg (1955-1975).
Morgen Dienstag, den 22.11.2022 geht es ins Mekong Delta. Ich muss jetzt dafür packen. Fotos raussuchen und hochladen, schaffe ich noch nicht. Ihr könnt ab und zu Fotos in whatsapp sehen.